Tour des Calvaires
Lampaul-Guimiliau |
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Wir
fahren nach Lampaul-Guimiliau. Nirgendwo in der Bretagne findet man so viele
umfriedete Pfarrbezirke wie hier im Tal der Elorn und in dem Monts d'Arrés.
Fast jedes Dorf hat sein Enclos paroissial, und als habe es damals in der Entstehungszeit
einen hartnäckigen Wettbewerb untereinander gegeben - eines ist aufwendiger,
prächtiger als das andere. Zumindest bei den großen Drei - nämlich
St. Thégemonec, Lampaul und Lampaul-Guimiliau - mag man gut nachvollziehen,
wie die Enclos sich gegenseitig übertrumpfen versuchten. Man muss wissen,
dass diese Gegend hier an der Grenze der Grafschaften Léon und Cournouaille
im 17. Jahrhundert durch regen Flachsanbau und Segeltuchmacherei ausgesprochen
wohlhabend war. Geld war also reichlich vorhanden. Der katholischen Kirche kam
das gelegen, denn
immer mehr ihrer |
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Gläubigen liefen zu den protestantischen Hugenotten über.
Und noch schlimmer: Weite Teile der Landbevölkerung begannen, sich wieder
um die längst besiegt geglaubten heidnischen Hinkelsteine zu scharen. Das
war die Geburtsstunde der Enclos, die durch kleine Gaben der armen und große
Spenden der reichen Familien finanziert wurden. Ein gutes Beispiel ist der
Enclos hier in Lampaul-Guimiliau, obwohl hier, um bei der Finanzierung zu bleiben,
im Vergleich zu den anderen Anlagen weit weniger investiert wurde. Wir stehen
inzwischen vor der Kirche und schauen hinauf zum Glockenturm mit seinem merkwürdigen
stumpfen Abschluss. Durch Blitzschlag im Jahre 1806 verlor er die Spitze. Wir
treten in die Kirche ein - und sind überwältigt von der Pracht ihrer
reichen Ausstattung. Wahrlich ein Glanzstück. Wir finden wunderschöne
Schnitzereien - goldbesetzt. Wir schauen uns in Ruhe um und sind beeindruckt. |
Tour des Calvaires
- Guimiliau
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Die
Tour des Calvaires geht weiter - wir sind in Guimiliau. Wunderschöne, kunstvoll
verzierte Calvaire erwarten uns. Unter dem mächtigen Kreuz zeigen fast
200 Figuren auf der Plattform des achteckigen Sockels Szenen der Passion und
im Fries Episoden aus dem Leben Christi. Unser Rundgang um die Anlage kommt
uns wie eine Bibelstunde vor. An den Ecken der Sockelpfeiler stehen die Statuen
der Evangelisten - eindrucksvoll ins-zeniert und jedes Detail ausdrucksstark
in den Granit gemeißelt. Es fällt uns leicht, den prachtvollen Calvaire |
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als einen Höhepunkt zu begreifen. Aber auch die Kirche mit ihrer figurenreich
gestalteten Vorhalle und einem holzgeschnitzten Taufbecken im Inneren steht
in nichts nach. Kein Wunder, dass dieser Kirchhof als der schönste in der
ganzen Bretagne gepriesen wird. |
Tour des Calvaires
- St-Thégonnec
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Die
Fahrt auf unserer Reise geht nach St-Thégonnec. Hier ist die ganze Kirche
eingerüstet und mit Bret-tern verschlagen. Was ist passiert? Ein riesiger
Brand vor kurzer Zeit. Die gesamte Kirche wird renoviert - was alles beschädigt
ist, kann ich nicht genau feststellen, da die Informationen auf einer Fotowand
nur in französicher Sprache mitgeteilt werden. Schade - wir schauen uns
aber dennoch die wunderschönen Fi-gurengruppen auf dem Vorplatz an. Drei
Kreuze ragen in den Himmel. Zwischen den beiden Schächerkreuzen erhebt sich die meterhoch überragen, die große Mittelsäule,
das mit zwei |
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figurentragenden Querbalken ausgestaltete Kreuz Christi. Die Szenen
der Figurengruppen auf dem Sockel zeigen Szenen der Passionsgeschichte. Darunter,
in einer eingelassenen Nische, die Statue des heiligen Thégonnec mit
dem Wolf, der nach der Legende den Esel des heiligen Mannes gerissen hatte und
dafür den Karren ziehen musste. Das Besondere dieses Calvarie: Alle Figuren
tragen die zeitgenössischen Kleider des 17. Jahrhunderts. |
Tour des Calvaires
- Quilinen
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Die
Tour desCalvaires setzen wir am nächsten Tag noch fort. Das kleine Örtchen
Quilinen liegt auf unserem Wege und wir halten noch mal an. Die Kirche - mitten
im Dorf - versteht sich von allein. Ein kleiner - schon sehr starkt verwitterter
Calvairen-Berg erwartet uns. Interessant ist die Kirche. Schlicht und doch etwas
- das heraussticht. Hier sind es wohl die Kirchenfenster, die aus buntem Glas
sofort ins Auge fallen. Die Bestuhlung der Kirche ist sehr ärmlich - aber
doch |
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als zweckmäßig anzusehen. Vielleicht geht es auch darum, dass der
Besucher des Gottesdienstes hier nicht ganz so bequem sitzen soll. Der Altar
sehr schlicht gehalten. An den Wänden natürlich nicht so reichlich
verzierte Statuen - wie in den anderen Orten. Aber dennoch man gehörte
mit dazu. |